Gut reguliert durch die Weihnachtszeit
Warum die Weihnachtszeit so herausfordernd sein kann und wie wir unserem Nervensystem in dieser Zeit eine Freude machen können
Stress in der Vorweihnachtszeit
Es macht mich oft traurig zu hören, wenn Menschen die Weihnachtszeit als große Belastung erleben. In dieser Zeit steckt großes Potenzial: Potenzial für Stress, aber auch Potenzial für Innenschau, Gemeinschaft und Erdung.
Warum die Vorweihnachtszeit oft als stressig erlebt wird, liegt auf der Hand, denn während der Feiertage wirken meist gleich mehrere Stressoren zusammen:
- Soziale Verpflichtungen
- Fehlender Rückzug und emotionale Trigger in Familienbeziehungen
- Das Gefühl von Einsamkeit
- Organisationsdruck
- Weniger Tageslicht und winterliche Erschöpfung
All das kann dazu führen, dass wir uns schneller überfordert fühlen oder innerlich „beschleunigen“. Wir sind dann statt besinnlich „auf 180“ und rennen von einer Veranstaltung zur nächsten: die Feier in der Schule, der Weihnachtsmarktbesuch mit Kolleginnen, Plätzchen backen – aber bloß nicht zu viele davon essen …
Wir wollen, dass alles schön ist, und stehen uns mit diesem Anspruch oft selbst im Weg. Aber wie schaffen wir den Wechsel von dieser inneren Anspannung zu einer entspannten Zeit, in der auch unser Nervensystem eine Pause bekommt?
Pausen, Präsenz und Unvollkommenheit
Wie so oft geht es nicht darum, sich weitere To-dos auf die Liste zu setzen, sondern eher darum, diese Liste noch einmal zu überdenken und kleine Momente in den Alltag einzubauen, die Raum zum Durchatmen schaffen.
Aus meiner SE-Praxis nutze ich gerne selbst zwei Übungen, die unscheinbar daherkommen, aber in ihrer Wirkweise groß sind: die Orientierungsübung und das bewusste (Aus-)Atmen.
Übung 1: Orientieren – Ankommen im Hier & Jetzt
Das bewusste Orientieren gehört zu den effektivsten Möglichkeiten, innere Sicherheit und Ruhe aufzubauen und das Nervensystem wieder in den gegenwärtigen Moment zu bringen.
So geht’s:
- Hebe den Blick von deinem Bildschirm oder schalte bewusst auf „Weitsicht“ um.
- Schaue dich nun langsam in deiner Umgebung um. Bewege hierfür deinen Kopf von einer Seite zur anderen.
- Nimm dabei ganz bewusst wahr, was du siehst (du kannst z. B. drei Dinge finden, die blau sind).
- Spüre, wie dein Körper reagiert – vielleicht sinken die Schultern oder die Atmung wird ruhiger.
Orientierung im Raum sendet dem Gehirn das Signal: „Ich bin hier. Ich bin sicher.“ Dieser Impuls fördert eine natürliche Regulation des Nervensystems.
Übung 2: Das lange Ausatmen – Vagusnerv aktivieren, Stress reduzieren
Mit dieser kraftvollen Methode aktivierst du den Parasympathikus – den beruhigenden Teil des Nervensystems.
So geht’s:
- Atme ruhig ein.
- Atme anschließend bewusst länger aus, als du einatmest (z. B. 4 Sekunden ein, 6–8 Sekunden aus). Am besten funktioniert das, wenn du durch die Nase ein- und durch den leicht geöffneten Mund ausatmest.
- Wiederhole das Ganze mindestens drei Mal.
Warum es wirkt:
Ein verlängertes Ausatmen senkt die Herzfrequenz und signalisiert dem Nervensystem: „Du darfst entspannen.“
Mit diesen kleinen Übungen kannst du dir selbst Anker schaffen und deinem Nervensystem helfen, regulierter durch die geschäftige Zeit zu kommen.
Und erinnere dich: Was du machst, muss nicht perfekt sein – aber das Tun darf sich mit Sicherheit richtig gut anfühlen!

